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Wonach Wir Streben: Das absolute Wissen – Teil 1 , Redaktion , 16.08.2017





Der Mensch ist ein Wesen, das strebt. Ein Mensch, der keine Ziele hat, der nicht vorwärts will, wird innerlich verkommen und verenden. Es liegt in unserer Natur, dass wir immer höher aufsteigen wollen. Manche wollen die nächste Stufe erklimmen, andere sind ambitionierter und setzen sich den höchsten Punkt, den sie ausmachen können, zum Ziel.

Dabei haben wir alle eines gemeinsam: Im Grunde genommen streben wir nach Freiheit, die jeder für sich anders definiert. Manche wollen Geld, denn in ihm sehen sie den Weg zur Freiheit von (finanziellen) Sorgen. Unter ihnen gibt es solche, die so viel Geld begehren, dass Preise ihnen keinerlei Grenzen mehr setzen können. Nicht selten denken eben jene Menschen, dass sie mit Geld alles erreichen (kaufen) könnten und sie somit frei seien. Andere wiederrum wollen frei sein von Makel und streben nach vollkommener Schönheit. Wieder andere wollen frei sein von ihrer menschlichen Unzulänglichkeit und streben nach „absolutem Wissen“ oder nach dem Göttlichen, sie wollen schaffen, erschaffen, sie wollen sich über Gott erhoben sehen. Diese drei Motive sind am häufigsten in unserer Gesellschaft zu beobachten, was jedoch nicht ausschließt, dass es noch viele weitere gibt.

In drei kurzen Teilen sollen nur die explizit erwähnten Motive bzw. Gruppen von Menschen – die nach Besitz Strebenden, die nach Schönheit Strebenden und die nach „dem göttlichen“ Strebenden – etwas näher beleuchtet werden, stets vor der Frage: Wer von ihnen hat denn nun Recht? Was ist die wahre Freiheit, nach der es sich auch zu streben lohnt?

Die erste Gruppe, der wir uns widmen, stellt gleichzeitig und ohne jeden Zweifel auch die Ehrgeizigste unter den genannten Gruppen dar. Denn das Streben nach „absolutem Wissen“ oder nach der Fähigkeit des Erschaffens unterscheidet sich von den anderen darin, dass es schlichtweg unerreichbare Ziele sind.

Ein absolutes Wissen kann kein Mensch erlangen. Er müsste dazu nämlich Kenntnis über jeden Ort auf der Erde und außerhalb der Erde zu jeder Zeit, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft besitzen und jedes Ereignis innerhalb dieser Kombinationsmöglichkeiten benennen können. Anschließend müsste noch die Gedanken- und Gefühlswelten jedes einzelnen Menschen hinzugezogen werden. Aus diesem Blickwinkel wird deutlich, dass menschliches Wissen nicht perfekt, nicht absolut sein kann, sondern stark begrenzt ist. Allah der Erhabene und Allmächtige lehrt uns dies wie folgt:


قُل لَّئِنِ اجْتَمَعَتِ الْإِنسُ وَالْجِنُّ عَلَى أَن يَأْتُوا بِمِثْلِ هَذَا الْقُرآنِ لَا يَأْتُونَ بِمِثْلِهِ وَلَوْ كَانَ بَعْضُهُم لِبَعْضٍ ظَهِيراً


„Sag: Wenn sich die Menschen und die Jinn zusammentäten, um etwas beizubringen, was diesem Quran gleich wäre, sie brächten nicht seinesgleichen bei, auch wenn sie einander Beistand leisten würden.“ (Sura al-Israa, 17:88)

Verglichen mit der oben genannten Forderung, dass ein absolutes Wissen uneingeschränkte Kenntnis über sämtliche Orte, Momente und Menschen umfassen müsse, scheint die Aufforderung, eine gleichwertige Alternative zu einem „einfachen Buch“ anzufertigen, doch geradezu lächerlich einfach. Dennoch hat es seit über 1400 Jahren kein Mensch und keine Gruppe von Menschen geschafft, ein Buch wie den Quran hervorzubringen. Warum? Die Antwort auf diese Frage finden wir in dem Quran selbst:


وَنَزَّلْنَا عَلَيْكَ الْكِتَابَ تِبْيَاناً لِّكُلِّ شَيْءٍ وَهُدىً وَرَحْمَةً وَبُشْرَى لِلْمُسْلِمِينَ


„(...) Und Wir haben dir das Buch offenbart als klare Darlegung von allem und als Rechtleitung, Barmherzigkeit und frohe Botschaft für die (Allah) ergebenen.“ (Sura an-Nahl, 16:89)

Unmissverständlich macht Allah mit diesen Worten deutlich, dass der Quran all umfassend ist. Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass er – wie oben verlangt – jedes Ereignis, jeden Gedanken und jede Emotion zu jedem Zeitpunkt und zu jedem Ort benennt. Nein, vielmehr bedeutet dies, dass genau dieses Wissen in den Quran eingeflossen ist und seine Lehren dies berücksichtigen. Dies wird deutlich, wenn Allah der Erhabene sagt:


مَّا فَرَّطْنَا فِي الْكِتَابِ مِن شَيْءٍ


„(...) Wir haben im Buch nichts vernachlässigt. (...)“ (Sura al-An’am, 6:38)